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Willkommen bei Gast im Kloster!

Oasen heiliger (Un)Ruhe

Erwartungen an einen Klosteraufenthalt

 

 

Die österreichischen Stifte locken eine wachsende Zahl an Gästen an. Dabei sollten die Gäste die klösterliche Ruhe nicht mit dem süßen Nichtstun verwechseln.

 

Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem, wie wir Mönche leben, und dem, was sich Klostergäste von einem Klosteraufenthalt erwarten. Unser Land ist übersät mit uralten Klöstern. Österreich zählt uralte 32 Stifte, die schon seit dem Mittelalter bestehen; dazu kommen Dutzende von jüngeren Ordensniederlassungen, die in unterschiedlicher Weise für Gäste und Sinnsuchende offenstehen. „Österreich ist Klösterreich“, sagte Papst Benedikt XVI., der sich selbst den Namen des Mönchsvaters Benedikt zulegte, bei seinem Besuch in Österreich 2007.

 

Allen Klöstern ist gemeinsam, dass sie von Gästen regelrecht gestürmt werden. Unser Kloster, das Stift Heiligenkreuz, ist auf Monate für die Wochenenden ausgebucht. Als Grund für ihren Wunsch nach einem Klosteraufenthalt geben die Gäste immer wieder das Bedürfnis nach Ruhe und Stille an. Die Lebenswelt vieler Menschen wird immer lauter und hektischer; wir strapazieren uns durch eine Flut von sinnlichen Eindrücken. Es bleibt immer weniger Zeit, die Informationsflut sinnvoll zu verarbeiten. Viele kommen ins Kloster, weil sie damit radikal auf eine Stopp-Taste drücken wollen. Es soll Ruhe und Stille sein.

Fokussierte Ruhe

Aber die Ruhe und Stille, die wir Mönche im Kloster erleben, ist anders. Bei uns geht es nicht ums Abschalten, also die Negation von Negativem. Bei uns geht es um das Einschalten unserer Sensoren gegenüber Gott. Der heilige Benedikt beginnt seine Regel mit den Worten „Höre, mein Sohn!“ Er verweist uns damit auf den zentralsten Punkt der christlichen Offenbarung: dass wir an einen Gott glauben, der von sich aus sprechend und kommunikativ ist. Benedikt macht in einem langen Kapitel seiner Regel den Zweck der Stille und des Schweigens ganz deutlich: Es geht nicht um Stille um der Stille willen. Ruhe und Stille sind für uns nur ein Hilfsmittel zu einer besseren Kommunikation, zu einer Offenheit gegenüber Gott.

 

Den Gästen, die zu uns kommen, sagen wir daher auch ganz deutlich: Wenn ihr nur deshalb kommt, um „Stille“ zu erleben, dann fahrt besser an einen einsamen Strand auf den Malediven. Die Stille des Klosters ist nicht die Stille der Isolationshaft, die der Mensch im Kerker seiner Endlichkeit ertragen muss, sondern was wir hier bieten können, ist eine sprechende Stille, eine Stille, in die hinein das Wort Gottes in unsere Herzen tönt.

 

Dasselbe gilt von der Arbeit. Wenn uns Leute sagen, wir hätten ein ruhiges Leben, dann steckt meistens die Vorstellung dahinter, dass wir Mönche den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als im Klostergarten zu sitzen, den Kräutern beim Wachsen zuzuschauen und ab und zu die Schmetterlinge zu zählen. Was für ein unsinniges Vorurteil! Der heilige Benedikt schreibt, dass es für den Mönch kein größeres Laster gibt als das Nichtstun, das otium, das Trägesein. Er gibt in der Regel einen Rhythmus von Gebet (ora), Arbeit (labora) und geistlicher Lesung bzw. Studium (lege) vor. „Ruhe“ im Kloster bedeutet für den Mönch das Gegenteil von Nichtstun.

 

Aufenthalt ohne Vorurteile

Klostergäste dürfen also ruhig „abschalten“, ihnen ist das arbeitslose „Einmal-nichts-Tun“ während eines Klosteraufenthaltes von Herzen vergönnt. Es soll aber nicht passieren, dass sie erstaunt, ja vorwurfsvoll schauen, wenn der Gastpater mit allen Anzeichen von Stress an ihnen vorbeischießt, um Neuankommende zu empfangen, oder am Handy in Panik versucht, Termine umzuorganisieren. Bitte legt die Vorteile ab: Ja, auch Mönche dürfen Stress haben. Unsere Berufung ist nicht eine Berufung ins Faulsein oder in eine weltlose Egozentrik. Der Mönch wird gerufen, um Gott und den Menschen zu dienen.

 

Freilich: Unser „Mönchsstress“, den wir wirklich fallweise haben, ist interessanterweise nicht ungesund. Er macht nicht krank, sondern stark und ausgeglichen: weil wir unsere Arbeit mit ihren Belastungen in der Perspektive eines großen und letzten Zieles verrichten; weil unsere inneren Batterien täglich aufgefüllt werden durch das gemeinsame Gebetes und die Zeiten der erfüllten Stille, in der wir auf Gott hören und mit ihm sprechen.

 

Nochmals: Ruhesuchende sind in unseren Klöstern herzlich willkommen. Bitte beachten Sie aber, dass das Leben, das wir Mönche im symphonischen Rhythmus von Gebet, Arbeit und Studium leben, aus dem noch schöneren Abenteuer einer heiligen (Un)Ruhe besteht.

 

Pater Karl Wallner

 

P. Karl Wallner war bis 2017 Rektor der Hochschule Heiligenkreuz und ist Nationaldirektor von Missio-Österreich.

  

In Österreich wirken derzeit 105 weibliche Ordensgemeinschaften mit 3.483 Ordensfrauen und 87 männliche Ordensgemeinschaften mit 1.728 Ordensmännern. Davon sind 1.328 Ordenspriester. Zahlreiche Gemeinschaften bieten Exerzitien und spirituelle Auszeiten an.

 

 

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