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Mag. Lukas Cioni

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Heiliger Zorn

Aggressive Zärtlichkeit

Wut, Zorn, Aggressivität sind nicht per se schlecht. Sie haben auch eine spirituelle Tiefendimension und können gar Beziehung stiften.

 

Female touches surface of mountain lake

 

„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“, schreibt der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016). Unsere Welt braucht mehr denn je beherzte Frauen und Männer, die sich ein- und aussetzen für ein friedvolleres Miteinander. Wir brauchen Mutbürgerinnen und Mutbürger, die sich in gewaltfreier Kommunikation für eine zärtlich-gerechtere Gesellschaft engagieren. Dies wird möglich, wenn wir uns auch erlauben, aggressiv zu sein. Das Wort „Aggression“ bedeutet von seinem lateinischen Wortsinn „ag-gredi“ her, sich in die Auseinandersetzung des Lebens hineinzubegeben. Deshalb ist gewissermaßen schon unser Aufstehen am Morgen ein „aggressiver Akt“ …

 

 

Friedenskraft in der Wut

 

Wer sich, wie der Friedensmann aus Nazareth, dem Leben liebend in die Arme wirft, der wird Gott immer danken für das Geschenk des Lebens, staunen können, sich in der Schöpfung verwurzeln und der wird auch immer wieder schreien dürfen über all das Himmelschreiende, das täglich geschieht. Die Psalmen zeigen uns diese spirituellen Grundhaltungen auf. Es ist kein Zufall, dass 50 dieser Urgebete Klage- und Fluchpsalmen sind. Unser Ärger kann durch eine latente Unzufriedenheit unsere Hoffnungskraft zerfressen, Wut und Zorn können tödlich enden.

 

Es gibt aber noch einen anderen Weg: Ich ermutige uns, eine heilend-göttliche Friedenskraft in unserem Ärger und in unserer Wut freizulegen. Es gibt nichts Schlimmeres als eine falsche Versöhnlichkeit und einen faulen Frieden. „Friede und Gerechtigkeit küssen sich“, heißt es im Psalm 85. Wir können unseren Ärger nach seinem tieferen Grund befragen. Er zeigt uns auf, was unterbelichtet ist in unserem Leben, und er bestärkt uns, uns nie an Ungerechtigkeiten zu gewöhnen:

 

 

Mich nicht mehr verbiegen lassen

Gefühle wir Wut und Zorn ernst nehmen

sie nach dem tieferen Grund befragen

um nicht in der Gewaltspirale stecken zu bleiben

 

Mich nicht lähmen lassen

Empörungen über Ungerechtigkeiten wahrnehmen

sie als Friedensimpuls sehen

der zu tatkräftigem Handeln führt

 

 

Aggression stiftet Beziehungen

 

Ärger, Wut und Zorn gehören zu unserem Leben. Wir sind diesen Gefühlen nicht einfach ausgeliefert, sondern wir können konstruktiv mit ihnen umgehen, indem wir ein überhöhtes Harmoniebedürfnis entlarven, hinter dem eine große Angst vor Liebesentzug stehen kann. Gesunde Beziehungen, in denen Menschen einander auf Augenhöhe begegnen, können wachsen und reifen, wenn sie auch miteinander fair streiten dürfen.

 

Ich kann autobiografisch sagen: Als ich es mir streng verboten habe, aggressiv zu sein, bin ich immer depressiver geworden. Heute bin ich meinem Ärger und meiner Wut dankbar, denn sie eröffnen mir einen spirituellen Weg, auf dem ich auch gut zu mir selbst sein kann, indem ich lerne, meine Bedürfnisse auszudrücken, und dem Leben zuliebe auch Nein sagen kann. Meine verwandelte Wut fördert mein Mitgefühl, indem ich ab und zu auch mit lauter Stimme protestiere für die Friedenskraft des Propheten Micha, damit auch heute „Schwerter zu Pflugscharen“ umgewandelt werden können und der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit die göttliche Friedenskraft des Teilens entgegengehalten wird.


thema Heiliger ZornZur Person:

Pierre Stutz ist Theologe und Autor vieler erfolgreicher spiritueller Bücher. Darüber hinaus ist der gebürtige Schweizer gefragter Kursleiter und Vortragender.

www.pierrestutz.ch

 

thema Heiliger ZornBuchtipp: Pierre Stutz, Lass dich nicht im Stich. Die spirituelle Botschaft von Ärger, Zorn und Wut, Patmos-Verlag 2018.

 

Hier gehts zum Video auf youtube.

 

 

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